• Lebens(K)reise

    Wir sind es gewohnt uns unsere Lebensreise als Strecke von A nach B, von der Geburt bis zum Tod vorzustellen. Die Natur lehrt uns etwas anderes: Das Leben ist ein Kreis.

    Wie die Sonne im Osten aufgeht, im Süden ihren Höchststand erreicht, sich im Westen verabschiedet und im Norden nicht mehr zu sehen ist, bevor sie am nächsten Tag neu ersteht, so werden auch wir geboren, wachsen auf einen Höhepunkt zu und machen uns dann an den Abstieg, bis wir irgendwann nicht mehr zu sehen sind… Und ebenso können wir unser Leben im Spiegel des Jahreskreises deuten: Unser Frühling der Kindheit, der Sommer des Erwachsens, der Herbst der Reife und des Abschieds und der Winter, Zeit des Sterbens und des Geheimnisses oder welche Assoziationen die Jahreszeiten individuell hervorrufen mögen. Die Qualitäten der jeweiligen Phase können uns Hinweise darauf geben, in welcher Phase wir selbst uns gerade befinden und was als nächstes ansteht. Fühle ich mich vielleicht gerade herbstlich, werden die Schatten länger und die Angst vor der Dunkelheit nimmt zu? Oder spüre ich Aufbruchsstimmung und Neugier und etwas will neu entstehen wie im Frühling? Bin ich im Fluss und alles ist sommerlich leicht? Ist Loslassen das Gebot der Stunde, so wie der Baum seine Blätter im nahenden Winter?

    Schon immer und überall auf der Welt haben Menschen diese Erfahrungen modellhaft dargestellt und dazu das Symbol des Kreises gewählt. Wie der Kompass Orientierung in unwegsamem Gelände bietet, so können uns „Lebensräder“ helfen, uns in unserem Leben und einer komplexen und immer komplizierter werdenden Welt zurechtzufinden. Lebensräder bieten uns so etwas wie eine „Landkarte“ und Inspirationen für unsere persönliche Entwicklung, inneres Wachstum und tiefe Transformationsprozesse.

    Im Wissen, dass unser Blut genauso im “Kreis läuft“ wie das Wasser auf der Erde und dass die Kreisbahn des Mondes sich im Menstruationszyklus der Frauen widerspiegelt, können wir uns eingebunden fühlen in die zyklischen Rhythmen der Natur und als Teil des großen Ganzen wahrnehmen.

    Der Kreis wird zum Sinnbild und zur Vision des Lebens. Teil des Kreises zu sein bedeutet, mit Albert Schweitzer gesprochen: Wir sind „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“. Wenn wir unsere Lebensreise eingebettet in den Kreis allen Lebens wahrnehmen, befähigt uns das zu Mitgefühl mit uns selbst, unseren Mitmenschen und allen Wesen, die mit uns auf dieser Welt existieren. Im Kreis steht keiner über dem anderen, alle sind gleich wichtig und befinden sich in gleicher Entfernung zu ihrem gemeinsamen Zentrum. Vom Kreis können wir auch lernen, wie Kommunikation und Verständigung untereinander gelingen kann.

    Lebenskreise laufen nicht immer „rund“ – unsere Lebensreise ist kein Spaziergang. Der Weg führt durch weite Landschaft und enge Täler, zuweilen durch tiefe Schluchten, in luftige Höhen, über weiches Moos und reißende Flüsse, auf verschlungenen Pfaden durch Dornengestrüpp, über sanfte Wiesen, an breiten Stränden entlang und durch schattige Wälder-

    jeder Schritt soll gewürdigt werden und die Schwellen, die Übergänge ganz besonders -im Jahreskreis, wie im Leben: Der Frühlingsbeginn, die Geburt eines Kindes, Mittsommer und andere Hochzeiten, der Herbstanfang, die Initiation vom jugendlichen zum jungen erwachsenen Menschen, Mittwinter und Abschiedsritual und so viele mehr. „Das Leben selbst ist eine Zeremonie und wert mit einer Zeremonie gefeiert zu werden“ (Angaangaq, Schamane und Heiler aus Grönland)

    Ich bin ausgebildet im Lebensrad-Modell der Vier-Schilde nach Steven Foster und Meredith Little und fühle mich sowohl dem Lebenskompass nach Ursula Seghezzi als auch dem Lebensrad nach Jan Frerichs nahe. Jedes Modell habe ich als wirkungsvolles Instrument für tiefe Wandlungsprozesse selbst erfahren. In der Praxis erlaube ich mir eine intuitive Handlungsweise, die nicht an der Form haftet.